Blog

Powell widersetzt sich Trumps Forderung nach rascher Zinssenkung

Trotz der Forderung nach kräftigen Zinssenkungen aus dem Weißen Haus bleibt US-Notenbankchef Jerome Powell bei seiner vorsichtigen Linie. Man sei vorerst gut positioniert, um vor einer Anpassung der Geldpolitik mehr über den wahrscheinlichen Verlauf der Wirtschaft zu erfahren, sagte er am Dienstag vor einem Kongressausschuss. Die Erhöhung der Zölle in diesem Jahr dürfte die Preise nach oben treiben und die Wirtschaftstätigkeit belasten, warnte Powell. Fed-Direktor Christopher Waller und dessen Kollegin Michelle Bowman hatten zuletzt laut über eine mögliche Zinssenkung bereits im Juli nachgedacht.

Powell betonte vor dem Ausschuss im Repräsentantenhaus, er wolle Äußerungen von Mitgliedern des für die Zinspolitik zuständigen Offenmarktausschusses nicht kommentieren. Der Grund für die andauerde Zinspause sei, dass Experten in- und außerhalb der Fed einen spürbaren Anstieg der Inflation in diesem Jahr prognostizierten. Doch seien »viele Zinspfade« möglich, je nachdem, wie sich Arbeitsmarkt und Verbraucherpreise künftig entwickelten. Wenn sich beispielsweise die Inflation niedriger als erwartet erweisen sollte, würde dies wohl tendenziell für eine frühere Zinssenkung sprechen.

Offenmarktausschuss der Fed entscheidet Ende Juli über Geldpolitik

Powell geht davon aus, dass die Fed zu gegebener Zeit die Zinsen auch wieder senken könne. Dies hänge allerdings von wirtschaftlichen Faktoren in den kommenden Monaten ab. Es sei zudem noch zu früh, um die möglichen Auswirkungen des eskalierenden Konflikts im Nahen Osten auf die US-Wirtschaft abzuschätzen, sagte der Fed-Chef.

Ähnlich wie Powell äußerte sich Jeff Schmid, Präsident des regionalen Zentralbankablegers Kansas City Fed: »Die derzeitige geldpolitische Haltung, die als abwartend bezeichnet wurde, ist angemessen«, sagte Schmid in Nebraska. »Die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft gibt uns die Zeit zu beobachten, wie sich die Preise und die Wirtschaft entwickeln.« Der Offenmarktausschuss der Fed, dem Schmidt angehört, entscheidet am 29. und 30. Juli über die Geldpolitik.

US-Präsident Donald Trump drängt die unabhängige Notenbank immer wieder, die Zinsschraube spürbar zu lockern. Die Zentralbank hielt den Leitzins zuletzt im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent, wo er bereits seit Dezember liegt.

»Eine schnelle Rückkehr auf den Zinssenkungspfad deutet sich weiterhin nicht an«, meinte LBBW-Ökonom Elmar Völker. Eine unmittelbar bevorstehende Lockerung der Geldpolitik der Fed bleibe ungeachtet der fortwährenden Sticheleien des US-Präsidenten somit eine Außenseiterwette.