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BDI rechnet mit Konjunkturschwäche durch Zollstreit mit den USA

Der Handelsstreit mit den USA hat Auswirkungen auf die Konjunktur in Deutschland. Der Bund der deutschen Industrie (BDI) rechnet dieses Jahr mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP). »Wir haben noch einen Weg vor uns aus der Rezession«, sagte BDI-Präsident Peter Leibinger zu den Konjunkturaussichten in Deutschland, dessen Wirtschaft bereits zwei Jahre in Folge geschrumpft ist. Die US-Zölle dürften, sofern sie nicht noch zurückgenommen werden, die hiesige Wirtschaft etwa 0,3 Prozentpunkte des BIP kosten.

BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner sagte, der Welthandel werde dieses Jahr nur um 1,5 bis zwei Prozent zulegen. Ihr Verband rechne damit, dass die 20-prozentigen Zölle auf europäische Exporte in die USA ab Juli wieder gelten würden. Gönner sprach von einer wachsenden Unsicherheit wegen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Der BDI rechnet bei den Exporten dieses Jahr mit einem Minus von zwei Prozent. Vor allem das zweite Halbjahr werde schwierig, so Gönner.

90-tägige Pause für bestimmte Zölle endet bald

Die EU-Kommission führt die Zollverhandlungen mit den USA. Bundeskanzler Friedrich Merz hat diese zu einer anderen Vorgehensweise aufgefordert. Die Europäische Union verhandle »viel zu kompliziert«, sagte der CDU-Politiker beim Tag der Industrie in Berlin. Die Amerikaner seien darauf ausgerichtet, zu vier, fünf großen Industrien Verabredungen zu treffen. »Aber 400, 500, 600 verschiedene Zollkodizes mit den Amerikanern jetzt zu verhandeln, ist der falsche Zeitpunkt mit dem falschen Thema. Wir brauchen jetzt schnelle gemeinsame Entscheidungen für vier, fünf große Industrien«, sagte Merz und nannte die Automobilindustrie, Chemie, Pharma und Maschinenbau. Diese Bereiche seien für Deutschland existenziell wichtig.

US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt nach großen Turbulenzen an den Aktien- und Finanzmärkten entschieden, vielen Staaten 90 Tage lang eine Pause von bestimmten Zöllen zu gewähren. Diese läuft am 9. Juli ab.

IMK und DekaBank rechnen mit Konjunkturplus

Auch das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hat eine Prognose über die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands abgegeben. Im Gegensatz zum BDI sieht das Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung die deutsche Wirtschaft auf »Erholungskurs« umschwenken. Für 2025 prognostizieren die IMK-Forschenden im Jahresdurchschnitt ein leichtes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent. Damit korrigierten sie ihre Konjunkturprognose von März um 0,3 Prozentpunkte nach oben.

»Hauptgründe für die Erholung sind ein anziehender Konsum der privaten Haushalte und die positiven Impulse der staatlichen Investitionen und Investitionsfördermaßnahmen«, erklärte das Institut.

Risiken für die wirtschaftliche Erholung sieht das IMK ebenfalls in einer möglichen Zuspitzung der Handelskonflikte, »auch mit der möglichen Folge, dass die USA durch die aggressive und erratische Politik von Präsident Donald Trump in eine Rezession geraten«. Zudem könnte ein längerer Konflikt zwischen Israel und Iran zu anhaltend höheren Ölpreisen führen.

Zuspruch erhielt das IMK von den Volkswirten der DekaBank. Auch diese schauen zuversichtlich auf die Entwicklung der Weltwirtschaft und deutschen Wirtschaft. »Geopolitische Konflikte sowie eine unberechenbare US-Zollpolitik belasten die Weltwirtschaft zwar, aber angesichts der weltpolitischen Umwälzung ist sie überraschend robust«, sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Für 2025 erwarten die Deka-Volkswirte in Deutschland ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent und im Jahr 2026 von 1,0 Prozent.