Der Krieg im Nahen Osten hat auch wirtschaftliche Folgen: Öl wird teurer, und als Kundinnen und Kunden werden Sie die Rechnung dafür bezahlen. Doch wenn Sie ein paar Tipps beherzigen, halten Sie die Kosten bei der Heizölbestellung kleiner.
Rohölpreis und Charterpreis steigen
Zunächst ein Rückblick: Kaum hatten in der Nacht zum vergangenen Freitag israelische Bomber zahlreiche Ziele in Iran angegriffen, stieg der Ölpreis an den Weltmärkten an. Ein Fass Nordseeöl kostete wenige Tage später nicht mehr 66, sondern 75 Dollar, auch die Preise für Öl aus den USA und Flüssiggas gingen nach oben.
Auch die Preise für die Schiffscharter stiegen um 20 Prozent. Schließlich verschärfte sich die Lage für Schiffe am Golf, zudem gelangte Rohöl nur über Umwege nach Europa.
Die weltweit größte Tankreederei Frontline steuere den Golf gar nicht mehr an, sagte ihr Chef Lars Barstad der »Financial Times«. Andere Reedereien müssen sich mit einer Prämie von fünf Dollar pro Barrel Rohöl zusätzlich versichern. Und die Tankerschiffe selbst sollen 60 Prozent teurer versichert werden als vor dem Konflikt, ihre Fahrten werden daher auch kostspieliger.
Zudem hat es am Wochenende einen ersten Tankerunfall nahe der Straße von Hormus gegeben. Wie es heißt, werden Schiffe durch militärische Störsignale im GPS-System falsch angezeigt. Durch die Meerenge zwischen Iran und den Emiraten werden täglich 20 Millionen Barrel (159 Millionen Liter) Erdölprodukte transportiert.
Sorge um die Handelsstraße
Dass Iran selbst weniger Öl exportiert, bereitet den Ölkonzernen weniger Sorgen. Schließlich gehört das Land nicht mehr zu den großen Lieferanten von Rohöl. Es fördert drei bis vier Millionen Barrel am Tag, verbraucht aber die Hälfte davon selbst. Am meisten iranisches Öl kauft die Volksrepublik China.
Vielmehr könnte sich das Öl aus der gesamten Region dauerhaft verknappen, sollten sich Iran und Israel weiter bekämpfen. 25 Prozent des Öls auf dem Weltmarkt müssen durch die Straße von Hormus zwischen Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die Iran leicht blockieren könnte. Auch 25 Prozent des Flüssiggases weltweit nehmen diesen Weg.
50 Prozent des Diesels auf deutschen Straßen stammen aus dem Ausland, ein Großteil davon kommt auch aus der Golfregion – alternativ aus den USA.
Im Panikmodus sind die Händler derzeit trotzdem nicht. Das liegt auch daran, dass sie derzeit keine hohe Nachfrage erwarten. Seit US-Präsident Donald Trump Anfang April seine Zollerhöhungen angekündigt hat, ist der Ölbedarf deutlich gesunken. Weniger Handel lässt auch weniger Verbrauch vermuten. Die Folge: Anfang Juni befanden sich die Ölpreise auf dem niedrigsten Niveau seit der Coronakrise 2020. Mit Ölpreisen über 100 Dollar pro Barrel rechnen daher die meisten Experten nicht, selbst dann, wenn sich die Krise verschärfen sollte.
Und dennoch – die Preise für Heizöl und Benzin stiegen sofort
Keine Panik, aber deutliche Preissteigerungen: Das zeigt sich auch an der Zapfsäule. Von März bis Anfang Juni waren die Preise für Benzin und Diesel noch leicht gefallen und auf dem niedrigsten Stand seit 2020. Doch seit Beginn des neuen Kriegs sind sie wieder deutlich gestiegen.
Dass die Ölkonzerne sofort ihre Preise erhöhen, ist allerdings nicht einfach durch den Einkaufspreis zu erklären. Schließlich dauert es drei bis sechs Wochen, bevor das möglicherweise verknappte Öl oder der schon am Golf raffinierte Diesel sich in höheren Preisen beim Endkunden ausdrücken. Das heißt: Konzerne und Heizölhändler verkaufen aktuell preiswert eingekaufte Bestände zu deutlich höheren Preisen und verdienen sich eine goldene Nase.
Beim Benzin bereichern sich die Konzerne sofort: Täglich werden in Deutschland 60 bis 65 Millionen Liter Benzin und knapp 100 Millionen Liter Diesel verkauft. Um fünf Cent pro Liter sind Benzin und Diesel teurer geworden, zeigen ADAC-Zahlen. Auch die täglichen 30 bis 35 Millionen Liter Heizöl kosten jetzt mehr. Mineralkonzerne machen gerade also ein gutes Geschäft: zehn bis zwölf Millionen zusätzliche Erträge täglich.
Beim Heizöl ist die Rechnung allerdings etwas komplizierter als beim Benzin.
Wenn Sie jetzt Heizöl ordern, wird es meist erst in einigen Wochen geliefert, das ist auch so vorgesehen. Die einen Händler werden das Heizöl erst dann kurzfristig auf dem Markt kaufen. Wenn sie jetzt also höhere Preise von Endkunden verlangen, wetten sie darauf, dass auch ihr Einkaufspreis später höher sein könnte. Falls das nicht so kommt, machen sie ein Riesengeschäft, falls doch, stürzen sie jedenfalls nicht in die roten Zahlen.
Doch es gibt auch andere Händler, die das Öl zu deutlich niedrigeren Preisen geordert und sich Optionen auf einen billigen Kauf gesichert haben. Sie machen in jedem Fall ein gutes Geschäft.
Insgesamt geht es um viel Geld. Rund 10 Cent teurer ist Heizöl aktuell gegenüber dem Monatsanfang, zeigt das Heizölportal Esyoil. Für jeden Tank, der mit 3000 Litern neu gefüllt wird, kassieren die Händler also rund 300 Euro mehr.
Das können Sie tun
Sie können nichts daran ändern, wenn Öl-, Benzin- und Heizölpreise wegen des Konflikts jetzt steigen. Es lohnt sich aber, dort zu sparen, wo Sie es können.
Potenzial 1:
Bestellen Sie jetzt endlich das Heizöl. Energieexperten wie Steffen Bukold befürchten zwar nicht, dass die Preise explodieren, wie zu Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine 2022. Damals war der Heizölpreis zeitweise auf über zwei Euro pro Liter geklettert.
Aber selbst mit den jetzigen Preisen bezahlen Sie noch einige Cent weniger pro Liter als im Juni des Vorjahres. Auch wenn über CO₂-Abgabe und Mehrwertsteuern mehr davon in der Staatskasse landet. Meine Kollegin Sandra Duy hat noch ein paar Tipps, damit auch beim Betanken alles gut geht .
Potenzial 2:
Vergleichen Sie unbedingt die Preise. Wie viel Heizöl kostet, unterscheidet sich je nach Händler beträchtlich: Das kann schnell zehn Cent pro Liter oder mehr ausmachen, also insgesamt 300 Euro mehr bei 3000 Litern.
In der aktuellen volatilen Marktsituation werden die Unterschiede eher größer. In Hamminkeln am Niederrhein lagen die Preisunterschiede am vergangenen Mittwoch bei bis zu 20 Cent pro Liter, in Hamburg-Altona bei 17 Cent. Wenn Sie den Tank schon morgen gefüllt haben wollen, kommen in Hamburg bei manchen Händlern noch einmal 10 Cent pro Liter als Sofortzulage dazu. Wählen Sie also lieber einen Liefertermin in ein paar Wochen .
Potenzial 3:
Tun Sie sich mit den Nachbarn zusammen, denn größere Abnahmemengen sind pro Liter günstiger. Wenn drei Nachbarn zusammen 10.000 Liter beim Heizölhändler bestellen, gewährt der häufig noch einmal einen Preisnachlass von 1 bis 3 Cent. Jeder der drei Nachbarn spart bei den 3000 Litern also bis zu 50 Euro .
Potenzial 4:
Legen Sie sich endlich eine Tank-App zu. Wer immer die günstige Tankstelle auf dem Weg zur Arbeit kennt, kann pro Tankfüllung fünf bis zehn Euro sparen. Auch hier gilt: Timing (nicht am Montagmorgen) und Preisvergleich helfen . Aus Erfahrung: In Berlin liegen die Preisunterschiede zwischen billigen und teuren Stationen oft bei 15 Cent oder mehr.
Die großen Veränderungen
Langfristig ist noch deutlich mehr drin. Wenn Sie das Haus endlich ordentlich dämmen , eine Wärmepumpe oder Holzpelletheizung einbauen und als nächstes Fahrzeug womöglich doch ein Elektroauto kaufen. Damit machen Sie sich zu Hause und im Auto unabhängig.