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Thyssenkrupp-Chef López erhält trotz Gegenstimmen der IG Metall neuen Vertrag

Der Aufsichtsrat des Industriekonzerns Thyssenkrupp hat den Vertrag von Vorstandschef Miguel López um fünf Jahre verlängert. Er endet jetzt Ende Mai 2031, wie das Unternehmen in Essen mitteilte. Der bisherige Dreijahresvertrag lief bis Ende Mai 2026. Die Vertragsverlängerung von López traf bei Arbeitnehmervertretern derweil auf Ablehnung.

»Ich persönlich habe nicht für eine Vertragsverlängerung gestimmt«, sagte der Vizechef der IG Metall, Jürgen Kerner, der »Rheinischen Post«. Die Reihenfolge des Vorgehens sei verkehrt. »Über eine Vertragsverlängerung kann erst dann sinnvoll geredet werden, wenn die betreffende Person geliefert hat. Das ist hier nicht der Fall. Daher gab und gibt es auf unserer Seite große Bedenken und Vorbehalte gegen diese Entscheidung. Gerade in Zeiten, in denen den Beschäftigten viel abverlangt wird, muss der CEO des Unternehmens mehr leisten, bevor er mit einer Vertragsverlängerung belohnt wird.«

Vorherigen Medienberichten zufolge hatte sich eine Kampfabstimmung bei der Aufsichtsratssitzung abgezeichnet. Nach Informationen der »Rheinischen Post« lief es darauf hinaus, dass Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm seine Doppelstimme nutzen würde, um die nötige Mehrheit zu erreichen. Ein Thyssenkrupp-Sprecher verwies auf die Vertraulichkeit der Aufsichtsratssitzungen. Zum Abstimmungsverhältnis könne er keine Angaben machen.

Kritik der Gewerkschaft, Lob vom Aufsichtsratsvorsitzenden

Die Unternehmensführung von López wird von der Gewerkschaft seit geraumer Zeit stark kritisiert. Sie wirft ihm unter anderem vor, die Arbeitnehmervertreter nicht genügend in weitreichende Entscheidungen einzubeziehen.

López plant einen tiefgreifenden Umbau des Konzerns in eine Holding mit fünf eigenständigen Unternehmen. Diese sollen für die Beteiligung Dritter offenstehen. Thyssenkrupp gilt mit seinen Sparten Stahl, Marineschiffbau und Werkstoffhandel als führend in Deutschland. Das Unternehmen ist außerdem in den Bereichen Autoteile und grüne Anlagenbau-Technologien tätig. Ende März beschäftigte der Konzern weltweit knapp 95.600 Menschen.

Russwurm würdigte die Verdienste von López: »In den vergangenen zwei Jahren hat Miguel López die strategische Neuaufstellung von Thyssenkrupp mit enormer Energie sowie klarer Zielsetzung vorangetrieben und dabei wichtige Fortschritte erzielt.«

Der Aufsichtsrat brachte außerdem die geplante Verselbstständigung der Marineschiffbausparte TKMS (Thyssenkrupp Marine Systems) auf den Weg. Thyssenkrupp will dabei das Marinegeschäft unter einer neuen Holding-Gesellschaft bündeln. 49 Prozent der TKMS-Aktien sollen dann an die Thyssenkrupp-Aktionärinnen und Aktionäre übertragen werden – im Verhältnis ihrer Beteiligung. Sie würden damit zu unmittelbaren Anteilseignern von TKMS. Der Mutterkonzern Thyssenkrupp will die Mehrheit von 51 Prozent behalten.

Beschlossen werden soll dies bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 8. August, wie der Aufsichtsrat nun festlegte. Die Aktien sollen anschließend an der Börse notiert werden. Dies soll noch dieses Jahr geschehen.

Der Aufsichtsrat sei davon überzeugt, dass TKMS sein Wachstumspotenzial als Vorreiter der maritimen Verteidigungsindustrie in einer eigenständigen Aufstellung am besten ausschöpfen könne, erklärte Russwurm.