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Schweizer Nationalbank senkt Leitzins auf null Prozent

Während Verbraucher in Deutschland über steigende Lebenshaltungskosten klagen, sieht es beim südwestlichen Nachbarn anders aus: In der Schweiz gingen die Verbraucherpreise im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,1 Prozent zurück. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat auf die sinkende Inflation mit der sechsten Zinssenkung in Folge reagiert. Der SNB-Leitzins werde um 0,25 Prozentpunkte auf 0,00 Prozent gesenkt, teilte die Notenbank mit. Zudem sei die Nationalbank weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein.

»Mit der heutigen Lockerung der Geldpolitik wirkt die Nationalbank dem tieferen Inflationsdruck entgegen«, hieß es in der Mitteilung. »Die Nationalbank wird die Lage weiter genau beobachten und die Geldpolitik, wenn nötig, anpassen, um sicherzustellen, dass die Inflation mittelfristig im Bereich der Preisstabilität bleibt.«

Die norwegische Notenbank hat ihren Leitzins ebenfalls gesenkt – aus ähnlichen Gründen. Er werde um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent reduziert. »Die Inflation ist seit der geldpolitischen Sitzung im März zurückgegangen, und die Inflationsaussichten für das kommende Jahr deuten auf eine niedrigere Inflation hin als bisher erwartet«, sagte Gouverneurin Ida Wolden Bache.

Es ist die erste Zinssenkung seit der Pandemie im Mai 2020. Volkswirte hatten einen unveränderten Leitzins erwartet. Im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank hatte die norwegische Wirtschaft ihre Zinsen zuletzt nicht gesenkt. Die Notenbank stellte weitere Lockerungen der Geldpolitik in Aussicht.

»Eine vorsichtige Normalisierung des Leitzinses wird den Weg für eine Rückkehr der Inflation zu den Zielwerten ebnen, ohne die Wirtschaft mehr als nötig zu bremsen«, sagte Bache. Die stark von der Öl- und Gasförderung geprägte norwegische Wirtschaft entwickelte sich sehr robust.

Nach der Zinssenkung gab die Krone zu allen wichtigen Währungen nach. Die Renditen von norwegischen Staatsanleihen gerieten deutlich unter Druck.

Sorge vor Deflation in der Schweiz

Die SNB steht mit der erneuten Zinssenkung kurz davor, zu Negativzinsen zurückzukehren. Von 2014 bis 2022 hatte die Notenbank die Leitzinsen bereits unter null gedrückt, mit der Maßnahme aber insbesondere bei Sparern Kritik geerntet. Den laufenden Senkungszyklus leitete die Zentralbank im Jahr 2024 ein. »Deflationssorgen plagen die Schweizer Währungshüter«, sagte Brian Mandt, Volkswirt der Luzerner Kantonalbank. »Das Risiko ist also hoch, dass die Notenbanker den Leitzins künftig noch in negatives Terrain treiben werden.«

Die sinkenden Verbraucherpreise in der Schweiz waren hauptsächlich auf die Entwicklung im Tourismus und bei Erdölprodukten zurückzuführen. Damit rutschte die Inflation erstmals seit März 2021 wieder in den negativen Bereich. Die SNB strebt für Preisstabilität eine Inflation zwischen null und zwei Prozent an. Die SNB senkte ihre Inflationsprognose in der kurzen Frist im Vergleich zum März. Im Jahresdurchschnitt veranschlagt sie für 2025 nun eine Teuerung von 0,2 Prozent. 2026 sollen es dann 0,5 Prozent und 2027 0,7 Prozent werden.