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Zahl der Baugenehmigungen erneut gestiegen

Der Aufwärtstrend im deutschen Wohnungsbau setzt sich nach Jahren der Krise fort. Die Zahl der Baugenehmigungen wuchs im April um 4,9 Prozent auf 18.500, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von Januar bis April wurden damit 73.900 Wohnungen genehmigt – das waren 3,7 Prozent oder 2700 mehr als im Vorjahreszeitraum.

Diese Entwicklung wird allerdings allein durch die anziehende Nachfrage nach Einfamilienhäusern getragen.

Von Januar bis April gab es bei der Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser ein Plus von 15,4 Prozent auf 14.200.

Bei den Zweifamilienhäusern gab es dagegen einen Rückgang von 9,7 Prozent auf 4000. Bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, stagnierte die Entwicklung nahezu: Hier wurden 38.600 Wohnungen genehmigt und damit 40 weniger als ein Jahr zuvor.

»Talsohle ist wohl durchschritten«

Experten sind eher verhalten optimistisch. »Die Talsohle beim Wohnungsbau in Deutschland ist wohl durchschritten«, sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Bis sich das Plus bei den Genehmigungen auch in eine deutlich stärkere Bauaktivität niederschlage, könnten aber noch einige Quartale vergehen.

»Wenn dieses schwache Tempo bei den Baugenehmigungen anhält, wird die Wohnungsnot uns noch lange beschäftigen«, warnt der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia angesichts von Hunderttausenden fehlenden Wohnungen. »Dies ist allerdings angesichts der Unsicherheit über den Konjunkturverlauf und den nach wie vor relativ hohen Langfristzinsen keine wirkliche Überraschung.«

Im vergangenen Jahr war die Zahl der Genehmigungen um knapp 17 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 2010 gesunken. Die Behörden hatten nur noch 215.900 neue Einheiten genehmigt. Der zuvor jahrelange Bauboom in Deutschland endete schrittweise ab dem Jahr 2022, weil höhere Zinsen und steigende Kosten für Materialien das Bauen teurer gemacht haben.

Zuletzt hatte sich die Stimmung der Unternehmen im Wohnungsbau aufgehellt. Laut Ifo-Institut haben sich sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen spürbar verbessert. »Die Unternehmen im Wohnungsbau schöpfen vorsichtig Hoffnung«, sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe. »Doch der Weg zurück zur Normalität ist noch lang.«

Mehr neue Wohnungen sind erklärtes Ziel der schwarz-roten Regierung. Das Kabinett will am heutigen Mittwoch den sogenannten Bau-Turbo beschließen. Dahinter verbergen sich Änderungen im Baugesetzbuch. So sollen Kommunen die Möglichkeit erhalten, Genehmigungsverfahren zu straffen, indem sie von Bebauungsplänen abweichen können. Ziel ist es, dass schneller gebaut, nachverdichtet oder aufgestockt werden kann.

Vor allem in Ballungsräumen ist bezahlbarer Wohnraum knapp. Die SPD-geführte Vorgängerregierung hatte 400.000 neue Wohnungen in Deutschland pro Jahr versprochen, das Ziel aber nie erreicht.