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»Künstliche Intelligenz wird die Hälfte der Angestellten ersetzen«

Während frühere technologische Revolutionen vor allem schlechter ausgebildete Arbeiter trafen, könnten durch diese Revolution nun auch zahlreiche Jobs von gut ausgebildeten Büroangestellten betroffen sein. Das sagen hochrangige US-Konzernchefs nun auch ausdrücklich.

»Künstliche Intelligenz wird buchstäblich die Hälfte aller Angestellten (im Original: White-collar worker) in den USA ersetzen«, sagte Ford-Chef Jim Farley vor wenigen Tagen beim Aspen Ideas Festival . In einem anschließenden Gespräch mit dem US-Schriftsteller und Biografen Walter Isaacson warnte Farley: »KI wird viele Angestellte zurücklassen.«

Die neuen Technologien hätten einen zwiegespaltenen Einfluss auf die Wirtschaft, warnte Farley. »Viele Dinge werden sehr hilfreich sein, aber viele Dinge werden auch wehtun.« Es stelle sich die Frage, was die Gesellschaft für diese Menschen tun könne, die von der Technologie abgehängt würden. Einen Plan dafür gebe es bisher nicht. Auf der Ebene seines Unternehmens wiederum sei er immer wieder fasziniert, wie gut sich Beschäftigte weiterbilden ließen. Dies lohne sich, auch wenn es zunächst teuer sei.

Kündigungswelle wegen KI?

Zugleich sprach Farley auch über die Grenzen von KI und Robotik. Als Beispiel nannte er den Beschäftigten eines deutschen Ford-Werks, der an einem Wochenende aus einem Fahrradreifen einen Mechanismus zum Schließen der Heckklappen in der Fabrik entwickelt hatte. Klar könne so etwas ein Roboter umsetzen, sagte Farley, »aber die Kreativität, da bin ich mir nicht sicher«.

Insgesamt sorgt sich Farley auch um die sinkenden Steigerungen der Produktivität in vielen Unternehmen. Sie gehe teils sogar zurück. Probleme bei der Produktivität gibt es auch in deutschen Firmen, viele Branchen entwickeln sich längst nicht mehr so dynamisch wie in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Experten vermuten, dass künstliche Intelligenz manchem Unternehmen dabei helfen könnte, wieder produktiver zu werden. Für das Überleben könnte das zentral sein.

Farley ist nicht der einzige Konzernchef, der davon ausgeht, dass KI zu einem massiven Stellenabbau führen kann. Das Weltwirtschaftsforum hatte zuletzt in seinem Future of Jobs Report 2025  gewarnt, dass rund 40 Prozent der Qualifikationen, die Arbeitnehmer aktuell mitbringen, bis in rund fünf Jahren veraltet sein dürften. Besonders gefährdet, in ihrer bisherigen Tätigkeit überflüssig zu werden, sind demnach Büro- und Sekretariatskräfte, Buchhalter, Kassierer oder Postbeschäftigte. Unternehmer weltweit erhoffen sich dagegen schlankere Strukturen durch die neue Technologie.

Vor Farley hatte bereits der Amazon-Chef Andy Jassy zugegeben, dass der Einsatz von KI einen Teil der Arbeit übernehmen könne, die bislang Menschen machten. Viele Arbeitsplätze würden überflüssig, sagte er – und kündigte an, die Zahl der Mitarbeitenden reduzieren zu wollen.

Welche Auswirkungen die neue Technologie genau habe, sei noch nicht abzusehen, schrieb Jassy laut dem Sender CNBC in einem Brief an die Belegschaft, aber die Zahl der Beschäftigten werde weiter sinken. Amazon hat in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Jobs abgebaut. In einem späteren Interview mit dem Sender  versuchte Jassy seine Ankündigung etwas einzufangen, indem er betonte: »Es wird andere Jobs geben.«

Der Softwareunternehmer Marc Benioff ist da deutlich offensiver: In einem Bloomberg-Interview  behauptete er vor wenigen Tagen, bei seiner Firma Salesforce übernehme KI bereits 30 bis 50 Prozent der Arbeit.