Beim Steigen gleichen die Spritpreise einer schnellen Rakete, beim Sinken einer langsamen Feder. Was der ADAC immer wieder beklagt, benennt nun auch das Bundeskartellamt. »Die Preisentwicklungen nach Absinken des Rohölpreises zu Beginn des zweiten Quartals wie auch nach dessen Anstieg ab Mitte Juni im Zuge der politischen Eskalation in Nahost könnten Beispiele für den sogenannten Rocket-and-Feather-Effekt sein«, heißt es in einer aktuellen Auswertung der Behörde.
Dieses Phänomen – wörtlich übersetzt Rakete-und-Feder-Effekt – gibt es auch an anderen Stellen der Wirtschaft. Es beschreibt, dass bei steigenden Kosten die Verkaufspreise schnell angepasst werden, um die eigenen Margen zu schützen, sinkende Kosten dagegen nur langsam an die Kunden weitergegeben werden, insbesondere wenn die Konkurrenz sich auch zurückhält. Erst zu Wochenbeginn hatte der ADAC genau dies bei den Spritpreisen beklagt, die auch eine Woche nach dem jüngsten starken Sinken des Ölpreises nur langsam nachgaben.
Leichte Entwarnung
Auch innerhalb der einzelnen Tage beobachtet das Kartellamt starke Schwankungen der Spritpreise. Im Schnitt änderten sie sich an Tankstellen im zweiten Quartal 22-mal pro Tag. Zuletzt hatte es eine Debatte darum gegeben, ob es den Kunden dadurch unmöglich gemacht wird, die günstigste Tankstelle zu identifizieren und rechtzeitig aufzusuchen. Hier gibt es zumindest ein Stück weit Entwarnung.
Die Wettbewerbshüter haben sich dazu angesehen, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Tankstelle, die zu einem bestimmten Zeitpunkt die günstigste unter den fünf nächstgelegenen ist, dies auch später bleibt. Nach einer Viertelstunde lag die Wahrscheinlichkeit dafür bei 79 Prozent, nach einer halben Stunde bei 72 Prozent. Selbst nach acht Stunden waren es noch knapp zwei Drittel. »Trotz der zahlreichen Preisänderungen gilt: Eine einmal als günstig identifizierte Tankstelle bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in den folgenden Stunden die günstigste im Umkreis«, heißt es dazu.