Weltweit wehren sich immer mehr Menschen gegen die Folgen von zu vielen Urlaubern vor ihrer Haustür, der Begriff »Übertourismus« wird längst vom Duden erklärt. In Österreich scheint das jedoch etwas anders. Viele Einheimische bewerten laut einer Umfrage die Auswirkungen auf den eigenen Wohnort tendenziell recht positiv, auch wenn es Ausnahmen gibt. Das ist das Ergebnis einer erstmals in dieser Form veröffentlichten Analyse der Statistik Austria.
Nur sieben Prozent finden Folgen des Tourismus (eher) negativ
2024 haben demnach 45 Prozent der österreichischen Bevölkerung die Auswirkungen des Tourismus auf ihren eigenen Wohnort als »überwiegend positiv« oder »eher positiv« wahrgenommen. Nur sieben Prozent bewerteten die Folgen als eher oder überwiegend negativ. 47 Prozent hatten eine »neutrale« Einstellung oder kreuzten schlicht »Weiß nicht« an.
Mit der Zahl der Touristen haben österreichweit 65 Prozent der Bürgerinnen und Bürger kein Problem – oder wünschen sich sogar noch mehr.
Als »eher viel« oder »zu viel« empfanden rund 21 Prozent der Einheimischen die Zahl der Reisenden. In den bei Deutschen beliebten Zielen Tirol, Salzburg und Wien scheint die Stimmung allerdings kritischer: Hier sahen zwischen 36 und 46 Prozent der Einheimischen die Zahl der Touristen als »eher viel« oder als »zu viel« an.
2024 war laut Statistik das bisher erfolgreichste Jahr im österreichischen Tourismus. Die Übernachtungen in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen stiegen auf 154 Millionen. Damit wurde der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2019 leicht übertroffen. Das mit großem Abstand wichtigste Herkunftsland ist nach wie vor Deutschland.
»Wertschöpfung beginnt mit Wertschätzung«
Die Regierung sieht in den Zahlen eine Bestätigung des Kurses, immer mehr auf Klasse statt Masse bei den Touristen zu setzen. Ein Tourist, der nur für ein Foto einen Zielort ansteuere, sei deutlich weniger im Fokus als derjenige, der auch ein paar Nächte bleibe, sagte Tourismusstaatssekretärin Elisabeth Zehetner. »Im Tourismus beginnt Wertschöpfung mit Wertschätzung.«
Zu den positiven Aspekten zählt die Stärkung der lokalen Wirtschaft und die Sicherung der Arbeitsplätze. Belastend werden laut Befragung etwa Verkehrslärm und steigende Preise empfunden. Die als repräsentativ geltende Umfrage basiert auf Quartalsbefragungen von jeweils 3000 Bürgern über 15 Jahre und umfasst letztlich 12.000 Befragte.
Touristengruppe bei einer historischen Führung in Wien
Foto: Michael Nguyen / NurPhoto / picture alliance