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Langjähriger DGB-Chef Michael Sommer ist tot

Der langjährige DGB-Vorsitzende Michael Sommer ist im Alter von 73 Jahren gestorben. Das teilte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in einem Nachruf mit. »Wir verlieren einen großen Gewerkschafter«, heißt es darin. Sommer sei in der Nacht auf Montag gestorben. »›Wir sind parteipolitisch unabhängig, aber nicht politisch neutral‹, das war seine Grundüberzeugung«, heißt es weiter.

Eine besondere Rolle spielte Sommer mit seinem Widerstand gegen die Arbeitsmarktreformen der damaligen rot-grünen Koalition. Vor allem das Hartz-IV-System sorgte seinerzeit für Verwerfungen im Land, deren politische Folgen bis heute spürbar sind. Die DGB-Gewerkschaften unter der Führung von Sommer gingen damals in Opposition zur Regierungspartei SPD, trotz einer historischen Nähe. Sommer selbst war Sozialdemokrat.

Einführung des gesetzlichen Mindestlohns als Vermächtnis

Als größten politischen Erfolg bezeichnet der DGB die »Durchsetzung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns«, der ein Jahr nach dem Ende seiner Amtszeit eingeführt wurde. »Sein jahrelanger, unermüdlicher Einsatz und seine Überzeugungskraft trugen maßgeblich dazu bei, dass heute fast 6 Millionen Beschäftigte vom Mindestlohn profitieren.«

Sommer wurde 1952 in Büderich in Nordrhein-Westfalen geboren; nach Gewerkschaftsangaben wuchs er zeitweise in einem Waisenhaus auf und zog später mit seiner Mutter nach West-Berlin. Laut DGB trat er als 19-Jähriger der damaligen Postgewerkschaft DPG bei, deren stellvertretender Vorsitzender er 1997 wurde. Zuvor absolvierte er ein Politikstudium an der Freien Universität Berlin und arbeitete in verschiedenen Funktionen als hauptamtlicher Gewerkschafter. Die Gewerkschaft ging 2001 mit anderen in der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di auf.

Auch international als Gewerkschafter aktiv

Als Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes amtierte Sommer bis 2014 und stand jahrelang als bekanntes Gesicht der Gewerkschaften in der Öffentlichkeit. Der DGB erinnert in seinem Nachruf daran, dass Sommer 2010 auch zum Präsidenten des Internationalen Gewerkschaftsbundes gewählt wurde und in dieser Funktion »die Interessen von 168 Millionen Gewerkschaftsmitgliedern weltweit« vertrat.

2013 wurde bekannt, dass Sommer seiner Ehefrau eine Niere gespendet hatte. In einem gemeinsamen SPIEGEL-Interview mit ihr  sagte er 2019: »Ich habe ein sehr abgeklärtes Verhältnis zum Sterben und zum Tod. Wenn ich morgen tot umfalle, ist es eben vorbei. Ich hatte ein schönes Leben. Der Tod gehört dazu, er ist Teil dieses Lebens. Meine Frau und meine Tochter sind versorgt, ich habe meinen Job gemacht, so wie ich es konnte.«