Blog

Umsatz im Einzelhandel überraschend gesunken

Der deutsche Einzelhandel hat im Mai überraschend die größten Einbußen seit mehr als zweieinhalb Jahren erlitten. Der Umsatz sank um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Real, also inflationsbereinigt, fiel der Rückgang mit 1,6 Prozent noch stärker aus. Ein größeres Minus gab es zuletzt im Oktober 2022. Im April hatte es bereits einen Rückgang von 0,6 Prozent gegeben. Für Mai hatten Ökonomen nun mit einem Wachstum gerechnet.

Immerhin gab es im Vorjahresvergleich eine Steigerung: Die Erlöse waren 2,8 Prozent höher als im Mai 2024. Preisbereinigt betrug die Steigerung 1,6 Prozent.

Die Verbraucherstimmung in Deutschland hat sich zuletzt wieder eingetrübt. Marktforscher verweisen auf die gestiegene Sparsamkeit von Verbrauchern. Sie konterkariere derzeit die positiven Impulse durch verbesserte Einkommensaussichten. Diese Entwicklung sei Ausdruck anhaltender Verunsicherung und damit fehlender Planungssicherheit, erklären Forscher das Konsumverhalten.

Das hat auch Konsequenzen für die Konjunkturentwicklung in Deutschland insgesamt. Wachsende Konsumausgaben der Verbraucher trugen noch im ersten Quartal dazu bei, dass Europas größte Volkswirtschaft mit 0,4 Prozent überraschend kräftig wuchs. »Das gute Wachstum im ersten Quartal wird sich damit nicht wiederholen lassen«, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, angesichts des schwachen Frühjahrsgeschäfts im Einzelhandel.

Der Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln sank im Mai im Vergleich zum Vormonat real um 1,3 Prozent. Bei Nicht-Lebensmitteln verbuchten die Händler sogar ein Minus von 2,2 Prozent. Auch der Internet- und Versandhandel konnte sich dem Abwärtstrend nicht entziehen: Hier sanken die Umsätze um 1,4 Prozent.

Am Montagnachmittag gibt das Statistische Bundesamt die vorläufige Inflationsrate für Juni bekannt. Experten erwarten hier einen leichten Anstieg auf 2,2 Prozent. Im Mai lag die Teuerungsrate für Verbraucher bei 2,1 Prozent.

Einfuhrpreise für Lebensmittel deutlich gestiegen

Da die deutsche Wirtschaft viele Vorprodukte und Rohstoffe aus dem Ausland bezieht, machen sich Veränderungen bei den Einfuhrpreisen verzögert auch bei den Lebenshaltungskosten bemerkbar. Daten zeigen, dass die Preise für nach Deutschland importierte Güter im Mai weiter gesunken sind. Sie fielen gegenüber April um 0,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Auch gegenüber dem Vorjahresmonat gingen die Einfuhrpreise zurück – und zwar um 1,1 Prozent.

Den größten Einfluss auf die Entwicklung hatten die Energiepreise, die gegenüber Mai 2024 um 14,6 Prozent sanken.

Bei den Verbrauchsgütern musste demnach insbesondere für importierte Nahrungsmittel mit plus 10,5 Prozent deutlich mehr bezahlt werden. Speziell Orangensaft und Süßwaren kosteten deutlich mehr als noch im Mai 2024. Bei den Süßwaren habe die Teuerung hauptsächlich an den gestiegenen Preisen für Schokolade und andere Süßwaren gelegen, hieß es. Auch Apfelsaft, Rindfleisch, Geflügelfleisch sowie Milch und Milcherzeugnisse waren deutlich teurer.

Unsicherheit bei Unternehmen geht zurück

Während Verbraucher eher zurückhaltend sind, gibt es bei den Firmen laut Ifo-Institut Anzeichen für Optimismus. Den Unternehmen in Deutschland fällt es trotz anhaltender Konflikte wie dem Handelsstreit mit den USA zunehmend leichter, ihre Geschäftsentwicklung vorherzusagen. Im Juni bezeichneten dies nur noch 20,2 Prozent als schwer – so wenig wie seit April 2023 nicht mehr, wie aus einer Konjunkturumfrage des Münchner Forschungsinstituts hervorgeht.

Im Mai waren es noch 23,3 Prozent, im April sogar 28,3 Prozent. Die Antworten gelten als Indikator für wirtschaftliche Unsicherheit. »Die Unternehmen nehmen die aktuellen Signale aus der Politik positiv auf«, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. »Sie wirken stabilisierend, trotz geopolitischer Risiken wie dem ungelösten Zollkonflikt.«

Insbesondere in der Industrie sank die Unsicherheit: Der Anteil der Unternehmen, die Schwierigkeiten bei der Planung ihrer Geschäftsentwicklung meldeten, fiel auf 25,8 Prozent. Im Handel sind aktuell noch 27 Prozent der Betriebe unsicher, was ihre zukünftigen Geschäfte angeht.