Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) dürfte vielen Zeitungsleserinnen und -lesern praktisch unbekannt sein. Dabei gehören zum Unternehmen nicht nur die »Süddeutsche Zeitung«, sondern auch zahlreiche weitere wichtige Titel im Südwesten. Es ist ein am Frühstückstisch leicht zu übersehendes Imperium. Zumindest bis jetzt.
Denn die SWMH plant die Aufspaltung. Und die Wettbewerbshüter sind damit einverstanden. In der Medienlandschaft in Süddeutschland steht damit ein großer Umbau bevor. Die Mediengruppe hinter der »Süddeutschen Zeitung« will ihre Regionalzeitungen in Baden-Württemberg verkaufen.
Dieses Mediengeschäft, unter anderem mit der »Stuttgarter Zeitung« und den »Stuttgarter Nachrichten«, soll von der Neuen Pressegesellschaft (NPG) rund um die »Südwest Presse« in Ulm erworben werden. Konkret geht es um alle Anteile der SMWH daran. Das sind gut 80 Prozent.
Die Neue Pressegesellschaft ist damit künftig mit weitem Abstand der größte Player auf dem Zeitungsmarkt in Baden-Württemberg. Zu ihr sollen dann neben der Mehrheit an den Stuttgarter Blättern auch verbundene Titel wie »Eßlinger Zeitung«, »Schwarzwälder Bote« und »Kreiszeitung Böblinger Bote« gehören. Bisher sind diese Titel gebündelt in der Medienholding Süd im SWMH-Konzern.
Zum Portfolio der NPG zählen zudem bereits auch zwei Titel in Brandenburg: »Märkische Oderzeitung« und »Lausitzer Rundschau«.
Kartellamt sieht trotz Bedenken die »Hände gebunden«
Die beteiligten Unternehmen hatten Ende Mai ihre Pläne angekündigt. Nun stimmte das Bundeskartellamt zu, verband dies jedoch auch mit Kritik an einer Medienkonzentration in einigen Gebieten Baden-Württembergs.
»Einmal mehr zeigt sich, dass dem Bundeskartellamt beim Erwerb von Zeitungen trotz offensichtlicher Wettbewerbsbedenken nach heutiger Rechtslage oft die Hände gebunden sind«, bilanzierte der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt.
Die SWMH ist aktuell eine der größten Zeitungsgruppen in Deutschland mit rund 4500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Zu dem tiefgreifenden Umbau gehört auch das gesonderte Geschäft mit Fachpublikationen. Dieses soll an den Verbund der Medien Union Ludwigshafen gehen. Zu den finanziellen Eckdaten der Deals machten die Beteiligten keine Angaben.
Fokus künftig auf der »Süddeutschen Zeitung«
Die SWMH wiederum konzentriert sich damit auf die Geschäfte um die »Süddeutsche Zeitung«. Zur Mediengruppe gehört auch der Verlagsverbund Hof, Coburg, Suhl, Bayreuth (HCSB) mit mehreren Regionalzeitungen in Nordbayern und Südthüringen. Zur Zukunft dieses Teils machte die SWMH keine Angaben. Über einen Verkauf wird in der Branche ebenfalls seit Langem spekuliert.
Die SWMH hatte Ende 2007 die »SZ« gekauft. Die unterschiedlichen Bedürfnisse des Geschäfts einer überregionalen und vieler regionalen Zeitungen sorgten immer wieder für Spannungen.
Bereits vor Abschluss des Deals war bekannt geworden, dass bei den SWMH-Zeitungen bis 2027 rund 15 Prozent aller Redaktionsstellen wegfallen sollen – insgesamt ist von bis zu 45 Stellen die Rede.
Verglichen mit anderen Gebieten gibt es im Südwesten immer noch vergleichsweise viele Zeitungstitel. Zahlreiche werden weiterhin von kleineren Verlagen herausgegeben. Die Konzentration des Zeitungsgeschäfts ist damit geringer als an anderen Orten. Zumindest bis jetzt.
Künftig zwei Welten: Fahnen von SWMH und den beiden großen Stuttgarter Zeitungen
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