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RTL kauft Bezahlsender Sky Deutschland

Die RTL Group kauft den Pay-TV-Sender Sky Deutschland und will damit den US-Streamingplattformen Netflix und Amazon Prime Paroli bieten. Die Bertelsmann-Tochter kündigte am Freitag an, man übernehme von Comcast 100 Prozent der Sky-Geschäfte in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol auf bargeld- und schuldenfreier Basis.

Der US-Medienkonzern Comcast bekommt 150 Millionen Euro in bar und kann – abhängig von der Entwicklung der RTL-Aktie – in den nächsten Jahren einen Nachschlag von bis zu 377 Millionen Euro erhalten. »Wir sehen uns im Verbund mit Sky als klarer nationaler Medienchampion in Deutschland, der alle Voraussetzungen und Ressourcen hat, um im Wettbewerb mit den US-Plattformen zu bestehen«, sagte Thomas Rabe, der Chef von Bertelsmann und der RTL Group ist, der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Zusammenschluss von RTL und Sky bringe zwei der stärksten Unterhaltungs- und Sportmarken Europas zusammen und schaffe ein einzigartiges Videoangebot im Free-TV, Pay-TV und Streaming, so Rabe. Mit künftig rund 11,5 Millionen zahlenden Streamingabonnenten holt das gemeinsame Unternehmen in Deutschland zu den großen US-Wettbewerbern auf. Die Streamingdienste RTL+ und Wow von Sky wären dann zusammen deutlich vor Disney auf Platz drei, aber noch immer klar hinter Marktführer Netflix und Amazons Prime.

Eine der Perlen im Portfolio von Sky sind Inhalte des US-Anbieters HBO, dessen Streamingdienst HBO Max weltweit in fast hundert Märkten mit Netflix konkurriert. Erfolgsserien wie »The Last of Us«, »The White Lotus« und »The Pitt« sowie Kinohits wie »Ein Minecraft-Film« oder die »Harry Potter«-Reihe zählen zu den Bestsellern des Programms. Ab 2026 soll HBO Max auch in Deutschland zu empfangen sein.

Fusion mit ProSiebenSat.1 vom Tisch

In der Vergangenheit hatte Rabe wiederholt mit einer Fusion mit dem bayerischen Konkurrenten ProSiebenSat.1 geliebäugelt, aber am grünen Licht der Kartellbehörden dafür gezweifelt. »Das Thema eines Zusammenschlusses mit ProSiebenSat.1 hat sich nun definitiv erledigt«, sagte Rabe. »Sky ist für uns die deutlich bessere Option, weil das Geschäft komplementär ist zu RTL«, erklärte er. »Eine weitere Konsolidierung für uns auf dem deutschen Markt ist nicht erforderlich und würden wir auch nicht anstreben.«

Der Sky Deal ist für die RTL Group die größte Transaktion seit der Gründung 2000. Das Geschäft soll 2026 über die Bühne gehen und nach drei Jahren 250 Millionen Euro an Synergien bringen. Leiten soll das gemeinsame Unternehmen Stephan Schmitter, Chef von RTL Deutschland. Der Hauptsitz von RTL Deutschland bleibt Köln, der von Sky Deutschland München.

Sky Deutschland erzielte mit gut 2000 Beschäftigten zuletzt zwei Milliarden Euro Jahresumsatz. Der Sender hat vor einigen Jahren hohe Verluste geschrieben. Sky-Chefin Dana Strong betonte, das Deutschlandgeschäft habe in den vergangenen drei Jahren dank der Sanierung große Fortschritte gemacht. RTL erwartet, dass Sky Deutschland 2025 die Gewinnschwelle erreicht.

Der variable Teil des Kaufpreises hängt vom RTL-Aktienkurs ab, der zuletzt bei 32 Euro lag. Comcast kann demnach jederzeit innerhalb von fünf Jahren nach Abschluss des Deals die variable Vergütung auslösen – vorausgesetzt der Aktienkurs übersteigt 41 Euro. Bei 50 Euro etwa wären es 117 Millionen Euro, erläuterte Rabe. Bei einem Aktienkurs von 70 Euro wäre der Nachschlag für Comcast bei 377 Millionen Euro gedeckelt. RTL kann in bar, in eigenen Aktien oder in einer Kombination davon zahlen.

Mit dem Deal würde die RTL-Mutter Bertelsmann wieder rund 70 Prozent ihres Umsatzes mit Medien machen. »Das ist ein großer Schritt zur Erreichung unserer mittelfristigen Ziele bis 2028«, betonte Rabe. Dann peile Bertelsmann mehr als 24 Milliarden Euro Umsatz an, rund vier Milliarden Euro operativen Gewinn und etwa zwei Milliarden Euro beim Nettoergebnis.